Mangelnde Festigkeit des Nieren-Qi

Schmerzen und Schwäche im Kreuzbereich - klarer, reichlicher Urin - dünner Harnstrahl - Tröpfeln nach der Miktion - Harninkontinenz - Enuresis - Nykturie - nächtliche Samenergüsse ohne erotische Träume - Ejaculatio praecox - Spermatorrhö - Uterusprolaps - chronischer Fluor vaginalis

Zunge
: blass

Puls: tief, schwach, vor allem an der hinteren Position

Schlüsselsymptome: Harntröpfeln nach der Miktion, nächtliche Samenergüsse ohne erotische Träume

Pathologie

Dieses Syndrom wird meist den Kälte-Mustern zugerechnet, obwohl keine ausgesprochenen Kälte-Symptome vorliegen. Es ist im Prinzip eine Art von Nieren-Yang-Schwäche und wird auch entsprechend therapiert.

Es ist durch Schwäche einer der beiden "Unteren Yin-Öffnungen", nämlich der Urethra und des "Tors des Spermas" gekennzeichnet, die beide zum "Leckwerden" neigen. Die Symptome fallen dann in eine der beiden Gruppen: Manifestation im Harnwegs- oder im sexuellen Bereich. Dieses Syndrom wird auch folgendermassen bezeichnet: "Das Untere Yuan-Qi ist nicht fest"; das deutet an, dass es durch eine Schwäche des Yuan-Qi und des Feuers des Tores der Vitalität verursacht wird. Das Yuan-Qi im Unteren Erwärmer ist schwach, das Qi kann die Flüssigkeiten und das Sperma nicht halten, daher die "Undichtigkeitssymptome" der meisten Manifestationen.

Sind Nieren- und Yuan-Qi schwach, so kann die Niere der Blase nicht genug Qi für ihre Umwandlungsfunktion zur Verfügung stellen, deshalb kann der Urin nicht zurückgehalten werden,
es kommt zu häufiger Miktion, Enuresis, schwachem Harnstrahl und Tröpfeln nach der Miktion.

Das schwache Nieren-Qi kann auch das Sperma (bzw. das Vaginalsekret) nicht halten, was zu Spermatorrhö, Ejaculatio praecox, nächtlichen Samenergüssen ohne entsprechende Träume und zu chronischem Fluor vaginalis Anlass gibt. Die nächtlichen Samenverluste werden nicht von Träumen begleitet, weil es sich um einen Zustand ausgeprägter Schwäche handelt, bei dem das Sperma einfach "herausrinnt", weil das Nieren-Qi es nicht zurückhalten kann. Werden die nächtlichen Samenergüsse von lebhaften erotischen Träumen begleitet, so zeigt das, dass in der Niere Leere-Feuer entsteht, das das sexuelle Verlangen anheizt.

Die Nykturie tritt ebenfalls wegen der mangelnden Festigkeit des Yang-Qi auf, das Yang kann während der Nacht das Yin nicht kontrollieren, das Yin überwiegt, der Patient muss in der Nacht urinieren.

Das mangelnde Nieren-Yang ernährt auch die Milz nicht ausreichend, die wiederum in ihrer Funktion des Hebens des Qi versagt, daher der Uterusprolaps. Auch der chronische vaginale Ausfluss kann als eine Manifestation des Absinkens von Qi aufgrund einer chronischen Nieren- und Milz-Schwäche gesehen werden.

Ätiologie

1. Übermässige sexuelle Aktivität ist die wichtigste und häufigste Ursache dieses Syndroms.

2. Bei Frauen kann dieses Muster durch zu viele Geburten innerhalb kurzer Zeit hervorgerufen werden.

Therapie

das Nieren-Qi stärken und stabilisieren

Punkte: Bl23, Ren4, Ni3, Bl52, Du4, Extra-Punkt Jinggong

Nadeltechnik: tonisierend, Moxibustion kann angewandt werden.

Erklärung

Bl23 stärkt das Nieren-Yang.

Ren4 stärkt das Nieren-Yang und das Feuer des Tores der Vitalität; ein wichtiger Punkt, um Inkontinenz, Enuresis, übermässigen Harnfluss, usw. zu beenden.

Ni3 stärkt die Niere.

Bl52 tonisiert das Nieren-Yang und die Willenskraft.

Du4 (plus Moxa) tonisiert Nieren-Yang und Ursprungs-Qi.

Jinggong tonisiert das Nieren-Yang und befestigt das Tor des Spermas.

Weiterführende Literatur:
Giovanni Macioca, Grundlagen der Medizin, 2. Auflage S. 595